Condor ist heute ein Ferienflieger wie viele andere auch. Der Unterschied: während viele Konkurrenten kommen und gehen, hat Condor es geschafft mehr als 60 Jahre im hart umkämpften Markt zu bestehen. Kommunikativ lässt sich das natürlich gut ausnutzen und mit Attributen wie “langjährig” und “erfahren” aufladen. Der Slogan “Damals wie heute” klingt wie ein Serviceversprechen und erinnert an die Zeit, als Fliegen noch etwas Besonderes war und man noch Platz im Flugzeug hatte.
Mit der eigenen Unternehmensgeschichte kann man den Glanz vergangener Tage aufleben lassen und damit die Marke aufpolieren. Auch Condor hat gerade anscheinend wieder seine Vergangenheit entdeckt und setzt in der Kommunikation auf Historie und Gegenwart. An Board der Maschinen erinnern Servietten an die alten Logos, das Boardmagazin arbeitet die Unternehmensentwicklung seit 1956 ab und auch auf Twitter und der eigenen Webseite spielt das Thema eine gewichtige Rolle. Ohne Zweifel eine tolle Kampagne, die vor allem visuell und auch inhaltlich durch alle Medien dekliniert wird.
Der Schatz der Vergangenheit
Auch andere Unternehmen setzen mehr oder weniger regelmäßig auf ihre Historie. Mercedes-Benz leistet sich ein eigenes Museum, die Lufthansa bietet immerhin ein eigenes Bildarchiv mit historischen Fotos an. Oft ist ein Jubiläum der Anlass, um die historischen Dokumente in den Fokus der PR zu holen. Dann wird mit angegilbten Fotos und alten Anzeigen eine Brücke in die Vergangenheit geschlagen. Warum eigentlich? Weil es dem Leser irgendwie “warm um’s Herz wird”. Früher war doch irgendwie alles besser – das ist das Gefühl welches vermittelt wird. Das funktioniert recht gut, weil wir eigene positive Ereignisse besser erinnern. Auch “erlernte” visuelle Muster werden von uns später wiedererkannt und mit eigenen, meist positiven, Erinnerungen verknüpft. Ich bin nie in den 60er Jahren geflogen, aber meine Eltern hatten Urlaubskarten und Fotos aus der Zeit, daher verbinde ich wohl Kindheitserinnerungen mit den Flugzeug- und Urlaubsfotos aus dem Jahrzehnt. Ein Unternehmen, welches auf so einem kommunikativen Schatz sitzt und ihn zu heben weiß, kann davon nur profitieren. Für die eigene Marke ist die Vergangenheit also in der Gegenwart ein Gewinn.
Willkommen in der Gegenwart
Condor kann kommunikativ nicht nur historisch, sondern auch modern: die #CondorChallenge, die im Mai 2013 über verschiedene Social-Media-Kanäle lief, sorgte für zahlreiche Bilder auf Instagramm und viele soziale Signale, sprich Backlinks. Ich finde gut, dass die Kommunikation so auf verschiedene Schwerpunkte setzt. Leider sind die sozialen Kanäle bei Condor aber eher vom Marketing gesteuert. Komischweise findet man bei facebook nicht ein kritischen Kommentar und auf bei Twitter werden nur positive Inhalte retweetet. Auf kritische Tweets erfolgt keine Reaktion. Woher ich das weiß? Ich hab’s selber ausprobiert, als ich kürzlich zwei Stunden am Flughafen festsaß:
Mein Fazit: Bei aller Liebe und Begeisterung für die Kommunikations-Arbeit von Condor, auch Service gehört zum Marketing! Und Service muss ein Unternehmen dann über alle geöffneten Kommunikationskanäle erbringen. Das ist nämlich die Gegenwart.
Kunden lesen gerne Geschichten der Firmen. Sie beweisen oft die Erfahrung der Firme und das Ziel, von dem sich die Firma bei der Geschäftstätigkeit leiten lässt.